Politik: Das Humanum

Der Mensch ändert sein gewohntes, als normal erlebtes Verhalten nur, wenn er unbedingt muss. Dies Müssen geschieht kaum aus Einsicht, sondern nur aus äußerem Zwang. Das gilt besonders dann, wenn sich in der zurückliegenden Zeit die Umstände des Lebens subjektiv verbessert haben, – Angenehmes wird schnell zur Gewohnheit. Umgekehrt wird kaum etwas als so bedrohlich angesehen wie sozialer oder individueller Abstieg. Ein Aufstieg zu mehr Wohlstand, Wohlergehen und zur vermehrten Erfüllung individueller Wünsche wird dagegen gerne angenommen und bald als Normalzustand erlebt, auf den man Anspruch zu haben meint.

Gelbwesten in Frankreich

Nur äußere Not bringt den Menschen zur Änderung seines Verhaltens. Politische Maßnahmen gehören nicht dazu. Sie werden sofort als von Menschen verantwortet, von Interessen geleitet und als „alternativlos“ behauptet und eingeengt durchschaut. Wenn erkennbar gemacht würde, welche Alternativen zu welchen Kosten es gibt (übrigens auch für Rente, Pflege usw.) und wenn zugleich der moralische Absolutheitsanspruch der (jugendlichen) Aktivisten relativiert würde, wäre zumindest die Möglichkeit einer vernünftigen, auf Interessenausgleich zielenden gesellschaftlichen Diskussion gegeben. –
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Grenzen des Humanum


Philosophie: Universalität der Vernunft

Wir sind beim Thema der sozialen Konstruktion, ein Thema, das heute mit dem Stichwort Identität großen Raum und Widerhall gefunden hat. Was wenn das mit dem ‚freien Geist‘ nur eine Fiktion wäre, wenn die Selbständigkeit nur auf einer großen Selbsttäuschung beruhte, weil mich im Grunde die sozialen, kulturellen und gendermäßigen Leitplanken der traditionellen Herkunftsüberzeugungen in gruppenspezifischen Schranken unentrinnbar festhalten? Da wird dann ein Weißer zugleich mit der kolonialen Weltsicht geboren und der Farbige als der immer schon Unterdrückte und Ausgegrenzte, dessen Selbstverständnis und Selbstdefinition nur er / sie selbst authentisch leisten kann – und nicht irgend eine allgemeine Vernunft.

Konfuzius
Konfuzius – BR

Wer heute die Gruppe, ihre Besonderheit, ihren Kodex, ihre vermeintliche oder wirkliche Diskriminierung absolut setzt, befindet sich auf dem Weg zu den Parallelgesellschaften der Clans oder zu den völkischen Segregationen, die zum Faschismus führten. – Die berechtigten Interessen von Gruppen in unserer Gesellschaft, die sich nicht wertgeschätzt sehen oder ausgegrenzt erleben, können nur im freien Dialog zur Geltung gebracht werden. Die Universalität der Vernunft ist dabei die Quelle für Verständigung und Gerechtigkeit der Menschen untereinander. –
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Vernunft und Universalität

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Phomi: Buchvorstellung Volker Gerhardt

Volker Gerhardt, Der Sinn des Sinns. Versuch über das Göttliche, 2015

Volker Gerhardt, Sinn des SinnsGerhardts Arbeit beeindruckt nicht nur durch den Umfang, sondern auch durch die Fülle der Gedanken und Bezüge, die er oft unausgesprochen zu anderen philosophischen Entwürfen und Autoren herstellt (er ist ausgesprochen sparsam mit Anmerkungen). Er nennt seine Darstellungsweise eine „narrative Rekonstruktion“ (36). Dieser Methode ist es vielleicht geschuldet, dass Gerhardt sehr breit und ausladend darstellt und eine Redundanz bietet, die bisweilen ermüdet.

Die Aufgabe einer rationalen Theologie ist groß und das Ziel ambitioniert, immerhin gilt es, einen über hundertjährigen Traditionsabbruch aufzuarbeiten. Das Ergebnis ist recht ambivalent. – Langer Text neu im Blog Phomi!

Das Maß und das Übermaß des Sinns

oder als eBook (PDF) HIER

FAZ: KI – Hype als Ideologie

„Die Mathematik – bewundert, aber nicht immer verstanden – hat in unserer Gesellschaft die Funktion eines Mythos übernommen. In der Tradition von Pythagoras, Platon und Galilei existiert die unausgesprochene Annahme, dass sich die Natur in ihrer ganzen Fülle mathematisch fassen lässt. Und es ist genau diese Annahme, die die „Philosophien“ von Timotheus Höttges, Miriam Meckel, Stephen Hawking und den Optimisten, die vom digitalen Garten Eden träumen, wie mit einem unsichtbaren Band verbindet. Wenn man sie jedoch hinterfragt, und dafür gibt es gute Gründe, dann bekommt man eine realistischere Einschätzung, was Computer in Zukunft werden leisten können und was nicht.“

Die gut zu lesende Analyse von Marco Wehr findet sich in der FAZ Online.

Marco Wehr ist Physiker und Philosoph in Tübingen. Er beschäftigt sich mit der Beziehung von Körper und Denken sowie Fragen der Berechenbarkeit.