Windkraft im Wald

In der Westfalenpost (Funke Medien) erscheint heute ein Artikel über Windkraftanlagen in Waldgebieten, konkret im Raum Meschede, unter der Überschrift „Großbaustelle bei Meschede: Die Dimensionen von vier Windkraftanlagen“ Die Dimensionen sind gewaltig:

Die Fakten: Nach Angaben des Hochsauerlandkreises wird inklusive der geplanten und schon vorhandenen Zuwegung eine Fläche von etwa 111.873 Quadratmetern in Anspruch genommen. Um die Dimensionen deutlich zu machen: Das entspricht nahezu 16 durchschnittlich großen Fußballfeldern am Stück. Die Inanspruchnahme von Wald und somit die dauerhafte Umwandlung umfasst nach Akten der Behörde eine Fläche von 66.847 Quadratmetern – das sind noch immer 9 Fußballfelder.

Und das ist noch schön-gerechnet, betroffene Randgebiete und weitere Zufahrten sind dabei nicht berücksichtigt. Aber auch Ausgleichsmaßnahmen sind aufgelistet:

Den ökologischen Nutzen des Großprojekts verteidigt der Unternehmenssprecher: Schon nach drei bis sieben Monaten Betrieb sei die CO₂-Bilanz ausgeglichen, inklusive Herstellung und Transport der Windräder. Für 20 bis 30 Jahre werde regenerative Energie erzeugt. Nach Angaben des Investors, der Firma Abo Energy, werden am Ende sogar mehr Bäume als vorher entstehen: Es würden doppelt so viele nachgepflanzt wie vorher gerodet werden, so Dr. Daniel Duben vom Team Kommunikation. Zugleich werde auf eine ökologische wertvolle Aufforstung geachtet: Arten, die widerstandsfähiger seien, würden gegen solche ersetzt, die beispielsweise bevorzugt vom Borkenkäfer befallen würden. 

So lautet die Unternehmenssicht, eine sachkundige Gegenrechnung und Argumentation fehlt in dem Zeitungsbeitrag. Ich vermute: Eine Gegendarstellung würde etwas anders ausfallen, und zwar längst nicht so positiv. Mir geht es dabei nicht um den Glaubenskampf „Windkraft Ja oder Nein“ – wir brauchen Windenergie zweifellos – , sondern um die Frage der Flächenauswahl. Wald gehört neben Mooren zu den besten CO2-Speichern überhaupt. Auf Waldflächen für erneuerbare Energien zurückzugreifen, sollte nur in Ausnahmefällen möglich sein, wenn Alternativen fehlen.

Aus eigener Anschauung im Bereich der Kreise Soest und Hochsauerland kann ich sagen: Da gibt es vor allem auf dem windreichen Haarstrang weite baumfreie Flächen unter landwirtschaftlicher Nutzung, Felder also. Windkraftanlagen gibt es dort räumlich nur sehr begrenzt, da wäre noch sehr viel mehr denkbar und verkraftbar, zum Beispiel verglichen mit dem Raum Paderborn in entsprechenden Höhen. Man kann das also offenbar politisch steuern, wenn man will. Dasselbe gilt übrigens für waldfreie Regionen im höheren Sauerland selbst, auch die gibt es, viele von Windkraft oder Solarfeldern bisher ungenutzt.

Waldgebiete werden schnell geopfert, sofern es „Kalamitätsflächen“ sind, das ist beschönigend für zeitweise von Sturm oder Borkenkäfer geschädigte Flächen, – es sind und bleiben aber Waldflächen, die klimagerecht aufgeforstet werden können, oder einfach wild wieder zuwachsen (nicht so gut, aber immer noch besser als Kahlflächen). Vermutlich sind Waldbesitzer, die von Waldschäden betroffen sind, eher bereit, auf Angebote der Energiefirmen einzugehen, als Bauern, die werthaltige Ackerflächen „opfern“ sollen, – die Ausgleichspreise für die Energiewirtschaft dürften dort höher sein. Waldflächen für Windkraft zu nutzen scheint ökonomisch kurzfristig sinnvoll zu sein, ökologisch ist es das nicht.

Wald ist mit all seinen vielfältigen natürlichen Funktionen und Ressourcen (Wasserspeicher!) viel zu kostbar, um für Großbaumaßnahmen wie die riesigen Windkraftanlagen geopfert zu werden, solange es genug alternative Flächen gibt. Hier sollte die Politik waldschonende Vorranggebiete ausweisen. Derzeit wird Windkraft ausgebaut auf Biegen und Brechen, ob die Netze es vertragen oder nicht…

R. Gruhn 21.August 2025

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