Ähnlichkeiten mit der Gegenwart sind offenkundig: Der Lebensweg von Simone Weil, die sich von der Pazifistin zur Widerstandskämpferin wandelte, bietet ein Lehrstück über die Herausforderungen unserer Zeit.
von Wolfgang Matz – über Simone Weil
@faznet plus Rückblick auf den Pazifismus 10.03.2025
„Und jetzt endlich, nach München, begreift auch Simone Weil mit einem Schlag, was sie jahrelang nicht begreifen wollte: Der bedingungslose Pazifismus hat dem bedingungslosen Kriegswillen nichts entgegenzusetzen, nichts. Sie begreift, der Aggressor wird auf Entgegenkommen, Nachgeben niemals anders reagieren als mit noch stärkerer Aggression. Und sie begreift schließlich: Wer bisher nur von der Idee geredet hat, dem Gegner „ohne Krieg das Äquivalent eines Sieges“ zu überlassen, der muss genau das jetzt tatsächlich tun: Er muss kapitulieren, er muss der deutschen Wehrmacht die Grenze öffnen, jetzt. Und in diesem Augenblick, da der Gegner die Zeit des Redens beendet hat, weiß Simone Weil: Angesichts von Hitlers Krieg ist sie nicht mehr bereit, ihrer eigenen Maxime zu folgen.“