Politik: Das Humanum

Der Mensch ändert sein gewohntes, als normal erlebtes Verhalten nur, wenn er unbedingt muss. Dies Müssen geschieht kaum aus Einsicht, sondern nur aus äußerem Zwang. Das gilt besonders dann, wenn sich in der zurückliegenden Zeit die Umstände des Lebens subjektiv verbessert haben, – Angenehmes wird schnell zur Gewohnheit. Umgekehrt wird kaum etwas als so bedrohlich angesehen wie sozialer oder individueller Abstieg. Ein Aufstieg zu mehr Wohlstand, Wohlergehen und zur vermehrten Erfüllung individueller Wünsche wird dagegen gerne angenommen und bald als Normalzustand erlebt, auf den man Anspruch zu haben meint.

Gelbwesten in Frankreich

Nur äußere Not bringt den Menschen zur Änderung seines Verhaltens. Politische Maßnahmen gehören nicht dazu. Sie werden sofort als von Menschen verantwortet, von Interessen geleitet und als „alternativlos“ behauptet und eingeengt durchschaut. Wenn erkennbar gemacht würde, welche Alternativen zu welchen Kosten es gibt (übrigens auch für Rente, Pflege usw.) und wenn zugleich der moralische Absolutheitsanspruch der (jugendlichen) Aktivisten relativiert würde, wäre zumindest die Möglichkeit einer vernünftigen, auf Interessenausgleich zielenden gesellschaftlichen Diskussion gegeben. –
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Grenzen des Humanum


Philosophie: Vernunft vernünftig denken

Was ist ein Rationalist? Ich bezeichne mich gerne so. Vernünftig zu sein ist eine Lebenseinstellung. Natürlich bin ich nicht immer vernünftig, und meist weiß ich das auch ganz genau – und tue es dann trotzdem. Manchmal bereue ich es, manchmal nicht. Phantasie und verrückte Ideen sind bisweilen viel besser als eine vernünftige Handlung, mag ihre Vernünftigkeit nur scheinbar oder offensichtlich sein. Aber was ist eigentlich „vernünftig“?

Leibniz-Denkmal


Der Weg der Wissenschaft ist ein kritischer: prüfend, tastend, irrend und auch wieder wahrhaftig erkennend, ein Weg, der sich von der Vernunft leiten lässt. Man kann dies auch einen Glauben nennen, einen Glauben an die Vernunft, die alles erkennt und gestaltet, aber vielleicht sollte man es auch Vertrauen nennen: Das Vertrauen darauf, dass die Rätsel der Welt, des Menschen und meines einzelnen Lebens eine Bedeutung im Ganzen haben, – einen wenn auch noch so winzigen Funken Sinn. Und dass es die Vernunft ist, die uns Gegenstände und Sachverhalte, Sinn und Bedeutung der Welt und unserer selbst erkennen und erschließen lässt. Das heißt es, die Vernunft vernünftig zu denken. [Mehr im Blog phomi]

Vernunft vernünftig denken