Philosophie: Divergente Theorien

Divergenten Theorien können jedoch gleiche Strukturen zugrunde liegen. Dazu einige Gedankensplitter, Einfälle und Denkanstöße im Blick auf Quantenphysik, Neuropsychologie und Philosophie.
Die moderne Physik beschäftigt die Frage nach dem Zusammenhang von Stetigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie und Diskretheit der Quantentheorie: Quantenfeldtheorien projektieren durchgehende Quantisierung der Raumzeit; Raum & Zeit entstehen emergent aus relationalen Zuständen. Bislang kann quantentheoretisch der Übergang zur klassischen Relativitätstheorie nicht zufriedenstellend dargestellt werden.

Vielleicht könnte man den Begriff der Verschränkung auch für die Erkenntnistheorie nutzbar machen. Eine relationale Metaphysik würde zu einer Ontologie führen, die das In-Beziehung-Sein aller an einem Erkenntnisprozess beteiligten Phänomene und ihre Knoten / Verknüpfungen zum Inhalt hat und definite Bestimmungen nur in einer eng umgrenzten ‚Wolke von Wahrscheinlichkeiten‘ zulässt. Entsprechend einiger Elemente der Quantentheorie ginge es um die Relationalität, Individualität (Körnigkeit) und Freiheit (Indeterminismus) des denkenden Erkennens. – Mehr bei Phomi

Divergente Theorien – gleiche Strukturen

Philosophie: Zeit im Buch

Die Kultur der Schriftlichkeit fand im alten Griechenland statt und ereignete sich als Begründung und Entwicklung einer rationalen Philosophie. Die Schriftlichkeit spielte dadurch eine so besondere Rolle, weil es dabei nicht mehr um hoheitliche Dokumente von Herrschern und Staaten ging, sondern um Gedanken und Meinungen einzelner Menschen, die sie in Büchern niederschrieben und jedem Interessierten, Gebildeten und des Lesens Kundigen zur Verfügung stellten, indem sie diese verkauften und in Bibliotheken sammelten. Dies ist in vielerlei Hinsicht ein gewaltiger neuer Schritt der Kulturentwicklung. 

Bibliothek St. Gallen

Sie veröffentlichen ihre eigenen Gedanken! Das Buch wird zum Medium einer Person. Es dient zur Darlegung individueller Meinungen. Diskussionen entzünden sich mit den Autoren über deren schriftlich vorliegende Texte. Zum einen überbrückt dies räumliche und zeitliche Distanzen. Der abwesende, verstorbene Autor wird nicht mehr nur durch seine Schüler repräsentiert, sondern durch seine Schriften. Man kann sich mit ihnen auseinandersetzen wie mit einem lebenden Gesprächspartner. Die Zeit verflüssigt sich.

Heute erleben wir Kommunikation instantan. Wie nie zuvor ist ein gleichzeitiger Austausch von Meinungen, Bildern, Mitteilungen über Räume und Zeitzonen hinweg möglich – dank des Internets und seiner sozialen Plattformen. Innerhalb einer Dekade hat sich das Kommunikationsverhalten der Menschen weltweit verändert. Das Internet macht alle Kontakte und allen Austausch instantan: sofort, praktisch zur Jetztzeit möglich. Zugespitzt könnte man diese Entwicklung als gegenläufig, als radikalen Gegensatz zu der oben beschriebenen Ausdehnung der Zeit durch die Schriftkultur verstehen, die das Buch ermöglicht hat, das Generationen verbindet und überdauert. Zeit gerinnt zum Jetzt.
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Verflüssigung der Zeit


Philosophie: Vernunft vernünftig denken

Was ist ein Rationalist? Ich bezeichne mich gerne so. Vernünftig zu sein ist eine Lebenseinstellung. Natürlich bin ich nicht immer vernünftig, und meist weiß ich das auch ganz genau – und tue es dann trotzdem. Manchmal bereue ich es, manchmal nicht. Phantasie und verrückte Ideen sind bisweilen viel besser als eine vernünftige Handlung, mag ihre Vernünftigkeit nur scheinbar oder offensichtlich sein. Aber was ist eigentlich „vernünftig“?

Leibniz-Denkmal


Der Weg der Wissenschaft ist ein kritischer: prüfend, tastend, irrend und auch wieder wahrhaftig erkennend, ein Weg, der sich von der Vernunft leiten lässt. Man kann dies auch einen Glauben nennen, einen Glauben an die Vernunft, die alles erkennt und gestaltet, aber vielleicht sollte man es auch Vertrauen nennen: Das Vertrauen darauf, dass die Rätsel der Welt, des Menschen und meines einzelnen Lebens eine Bedeutung im Ganzen haben, – einen wenn auch noch so winzigen Funken Sinn. Und dass es die Vernunft ist, die uns Gegenstände und Sachverhalte, Sinn und Bedeutung der Welt und unserer selbst erkennen und erschließen lässt. Das heißt es, die Vernunft vernünftig zu denken. [Mehr im Blog phomi]

Vernunft vernünftig denken


Philosophie: Präzisionsmedizin

Wissenschaftsphilosophie der Pandemie Teil II

Schon im ersten Teil dieser wissenschaftsphilosophischen Darstellung wurde darauf verwiesen, dass moderne Epidemiologie einen doppelten Fokus hat: Erkenntnisse über causal chains zu gewinnen, um daraus folgend Interventionsmöglichkeiten abzuleiten und begründete Voraussagen (prediction) über Krankheitsverlauf und mögliche Therapien zu treffen. Bis dato war es ein viel diskutiertes Problem, mit wesentlichen Unsicherheiten im Umgang mit Infektionskrankheiten zu rechnen und dieses unsichere Wissen in das epistemische Grundegerüst einzubauen.

Rechenzentrum

Dann trat etwas ein, was Alex Broadbent eine “Methodological Revolution” nennt: Die Einführung mathematischer Methoden in die Epidemiologie mit dem Ziel, eben diese Unsicherheit einzugrenzen oder zu beseitigen durch Berechnung der möglichen Ergebnisse, genannt “Potential Outcomes Approach” und kurz “POA”.
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Präzisionsmedizin

Philosophie: EBM & Epidemiologie

Zwei Bereiche der Biowissenschaften, die evidenzbasierte Medizin (EBM) und die Epidemiologie, sind bei einer wissenschaftsphilosophischen Betrachtung der Medizinpraxis, insbesondere bei der Bewältigung der Pandemie, von Bedeutung. Wenn man die vergangenen 18 Monate anschaut, war ja nicht nur in der Bevölkerung die Verunsicherung über dieses neuartige Coronavirus SARS-COV-2 groß, sondern ebenso sehr in der medizinischen Wissenschaft, bei den Virologen und Epidemiologen.

Pandemie
EBM und Pandemie

Noch heute erlebt die Wissenschaft immer wieder Überraschungen, was SARS-COV-2 angeht: Herkunft, Aufbau, Wirkweise und die Auswirkungen der jeweiligen Veränderungen (Mutationen) des Virus führen immer wieder in „Neuland“. Wie geht die Wissenschaft damit um? – Mehr im Blog phomi

Wissenschaftstheorie der Pandemie I