Machtpolitik

„Kurz gefasst lautet sie: Amerikas Ressourcen reichen nicht, um sich um alles auf der Welt zu kümmern, deshalb müssen nun Prioritäten gesetzt werden. Die größte davon ist der Umgang mit China, weil nur dieses Land ein „gleichwertiger Konkurrent“ sei, wie es Verteidigungsminister Heg­seth formulierte. Um Chinas Position zu schwächen, soll Putins Bündnis mit Xi gelockert werden, wofür es wiederum notwendig sei, den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Das ist klassische Machtbalancepolitik, was vielleicht erklärt, warum die Überraschung gerade in Deutschland so groß ist. In solchen Kategorien zu denken hat man sich hierzulande abtrainiert. Überraschend kommt es aber nicht. Die amerikanische Debatte bewegt sich seit vielen Jahren in diese Richtung. Obama war der Erste, der einen Schwenk nach Asien ausrief, er tat Russland einmal als Regionalmacht ab.“

Nikolas Busse, @faznet plus 20.03.2025

„Denn da möchte ein Wort unter dem Teppich hervor, unter den es in Europa gekehrt wurde, unaussprechlich, es fängt mit M an und hört mit -acht auf, neuerdings zu spüren in seiner schlichten politischen Bedeutung, fast so, wie der römische Historiker Sallust es im letzten vorchristlichen Jahrhundert definierte: »Ungestraft zu tun, was beliebt, heißt, König zu sein.« Trump. Putin. In einem Europa, das nach 1945 aus dem Zivilisationsbruch durch die Nationalsozialisten hervorging, gilt diese kalte Auffassung von politischer Macht mit gutem Grund als obszön. Denn sie entscheidet mit ein paar Kurzschlüssen, wer gut leben darf und wessen Leben eher gleichgültig ist. Mit Empathie, sagt Elon Musk nun in einem Podcast, bringe sich der Westen selbst um.“

Elisabeth von Thadden , Achtung, M-Wort DIE ZEIT 13.03.2025 S. 43

Islam, Islamismus

„Wir sind ja gerade im Fastenmonat Ramadan: Was im Übrigen auch nicht geht, ist, dass Jugendliche, die nicht fasten, unter Druck stehen. Bei uns in Deutschland leben Kinder, deren Eltern aus Ländern wie der Türkei geflohen sind, weil sie sich nicht dem Diktat einer fundamentalistischen Auslegung des Islams unterwerfen wollten. Es gibt schließlich auch die negative Religionsfreiheit, also die Freiheit von Religion.

Jedermann muss mit der Kippa sicher durch Neukölln kommen, Frauen müssen sich im Minirock überall sicher bewegen können und schwule oder lesbische Pärchen überall Händchen haltend laufen können. Solange das nicht der Fall ist, haben wir in Deutschland ein massives Problem.“

Cem Özdemir, @tagesspiegel 20.03.2025

Pazifismus ?

Ähnlichkeiten mit der Gegenwart sind offenkundig: Der Lebensweg von Simone Weil, die sich von der Pazifistin zur Widerstandskämpferin wandelte, bietet ein Lehrstück über die Herausforderungen unserer Zeit.
von Wolfgang Matz – über Simone Weil

@faznet plus Rückblick auf den Pazifismus 10.03.2025

„Und jetzt endlich, nach München, begreift auch Simone Weil mit einem Schlag, was sie jahrelang nicht begreifen wollte: Der bedingungslose Pazifismus hat dem bedingungslosen Kriegswillen nichts entgegenzusetzen, nichts. Sie begreift, der Aggressor wird auf Entgegenkommen, Nachgeben niemals anders reagieren als mit noch stärkerer Aggression. Und sie begreift schließlich: Wer bisher nur von der Idee geredet hat, dem Gegner „ohne Krieg das Äquivalent eines Sieges“ zu überlassen, der muss genau das jetzt tatsächlich tun: Er muss kapitulieren, er muss der deutschen Wehrmacht die Grenze öffnen, jetzt. Und in diesem Augenblick, da der Gegner die Zeit des Redens beendet hat, weiß Simone Weil: Angesichts von Hitlers Krieg ist sie nicht mehr bereit, ihrer eigenen Maxime zu folgen.“


Europa ohne USA – blank

„Amerika ist plötzlich eine revisionistische Macht, die von Unterdrückung und Einschüchterung lebt und die Verhältnisse neu bestimmt. Der Normsetzer der Ordnung entwickelt sich zum Zerstörer. Europa gerät in den Zangengriff der Autokraten.“ Stefan Kornelius

Süddeutsche Zeitung 02.03.2025

Gruselshow im Oval Office
Die schwärzeste Stunde einer dunklen Präsidentschaft: Trump wollte Selenskyjs Kotau. Das riesige Loch in der Front gegen Putin muss Europa stopfen, und zwar jetzt. Auch Merz hat keine Zeit.

 Kommentar von Berthold Kohler @faznet 01.03.2025

„Wir stehen auf dem Speiseplan imperialistischer Mächte“ – Pressestimmen zum Eklat im Weißen Haus 
@ntvde 01.03.2025

Der Eklat im Oval Office ändert alles – auch für Deutschland
„Das irrwitzige Verhalten Trumps wird nicht der Ukraine Frieden bringen, sondern Europa Krieg “ Daniel Brössler, Süddeutsche Zeitung

@sz.de 01.03.2025

„Wir gehen gefährlichen Zeiten entgegen“: Experten glauben, Selenskyjs Rauswurf war von Trump geplant

@tagesspiegel 01.03.2025

Thomas Jäger erklärt „Sinn und Zweck des ganzen Schauspiels“

@ntvde 01.03.2025 Video

„Der ganze Eklat war von Trump vorab geplant“
Der Reality Star wusste, was er wollte und eskalierte, als es passte. Hingegen ist die Einschätzung äußerst unterkomplex, eine Weltmacht würde ihre Außen- Sicherheits- und Bündnispolitik an einem Gespräch ausrichten, das „aus dem Ruder gelaufen sei“. Thomas Jäger

@ntvde 28.02.2025

Als die Lage beim Treffen im Oval Office eskalierte, hagelte es von zwei Seiten Vorwürfe auf den ukrainischen Präsidenten. Viele Bemerkungen erinnerten an russische Aussagen zum Ukrainekrieg.
Das haben Trump und Vance zu Selenskyj gesagt:

@faznet 28.02.2025

Schnipsel

Die -> SEITE Politik wurde aktualisiert !

Zeitenwende im 21. Jahrhundert – der Globus wird neu aufgeteilt und Europa kommt nicht vor. China und USA ringen um die Vormacht.


Die Logik nationaler Machtpolitik ist zurück

Ungläubig sieht sich der Kontinent, jedenfalls sein westlicher Teil, einer Welt gegenüber, die er für überwunden gehalten hatte. Die internationale Politik ist wieder da, wo sie im 19. Jahrhundert war, ja, wo sie immer war. Manche bringen den Athener General Thukydides in Erinnerung, der schon während der Peloponnesischen Kriege festhielt, dass „die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen ertragen, was sie müssen“. Trotz aller Versuche, den Dschungel der internationalen Beziehungen im Laufe der Jahrhunderte mit völkerrechtlichen Ideen zu kultivieren, brach Thukydides’ archaisches Gesetz immer wieder durch.

Jochen Buchsteiner @faznet 26.02.2025

Dazu Thomas Jäger @jaegerthomas2

„Den Hauptpunkt macht Buchsteiner dann doch nicht: Es gab nie die Stärke des Rechts in internationalen Beziehungen, die nun in das Recht des Stärkeren umschlage. Das war auch die letzten 30 Jahre so. Es gibt in den iB kein Recht, das nicht machtgestützt ist.“


Zwei bemerkenswert klarsichtige und besorgniserregende Artikel, frei zugänglich im heutigen FAZ.NET
Ebenso klar und entschieden der Essay von Malte Lehming, von 2000 bis 2005 Chef des Washingtoner Büros des @Tagesspiegels, leider nur für Plus-Abonnenten.
Dazu passend: Trump inszeniert sich als König“ mit goldener Krone … NTV

Trump zertrümmert das atlantische Bündnis

Ein Kommentar von Berthold Kohler

Deutschland ist in der schlimmsten sicherheitspolitischen Lage seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Zeit, in der Europa sich auf den amerikanischen Weltpolizisten verlassen konnte, ist endgültig vorbei. Was folgt aus diesem Epochenbruch?

@faznet 20.02.2025

„Wir müssen aufrüsten – für die Ukraine und für uns“

Der Rüstungs- und Russlandfachmann Gustav Gressel fordert die Europäer auf, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Es drohe bald ein großer Krieg in Europa.

Der österreichische Politikwissenschaftler Gustav Gressel ist 45 Jahre alt und arbeitet als Hauptlehroffizier an der Landesverteidigungsakademie in Wien. Von November 2014 an war er zehn Jahre lang als Fachmann für Osteuropa, Sicherheitspolitik und Militärstrategien beim European Council on Foreign Relations in Berlin tätig. Steffi Mederer

@faznet 20.02.2025

Der Präsident verachtet Schwäche: Unter Donald Trump werden die USA zum Gegner Europas

Wird Donald Trump eine „unumschränkte Herrschaft“ errichten? Vielleicht. Werden Amerikaner es dann als ihre Pflicht ansehen, ihn zu stürzen? Unwahrscheinlich.

@tagesspiegel Plus 20.02.2025

Trump inszeniert sich als König von Amerika

Trump spricht Selenskyj die Legitimität ab und stellt ihn als Störenfried dar. Nun legt der US-Präsident noch einmal nach und bezeichnet ihn als „Diktator ohne Wahlen“. Selbst republikanische Parteivertreter lassen das nicht unkommentiert stehen. Sich selbst nennt Trump einen König, weil er New York gerettet habe.

@ntvde 20.02.2025


Heute wurde die NATO zu Grabe getragen

Vance zeigte sich überzeugt: In Deutschland herrsche politische Unfreiheit und Ungleichheit für Menschen, die die AfD wählen und unterstützen und sich eine andere Migrationspolitik wünschen. Das war nicht weit weg von Elon Musks Wahlaufrufen für die AfD. Das hierin zum Ausdruck gebrachte Misstrauen gegenüber Europas gewählten Regierungen steht für einen tiefen Spalt in den transatlantischen Beziehungen. Und dafür, dass es Trump und Vance um viel mehr als höhere Verteidigungsausgaben ihrer europäischen Nato-Partner geht – sofern die beiden Europa überhaupt als Partner betrachten.

@ntvde 14.02.2025

„… dann ist im Prinzip das ganze Nato-Versprechen dahin“

Was bedeutet die Forderung von J.D. Vance an Europa für die Nato? Politologe Peter Neumann erklärt, was Europa jetzt ändern muss, welche „Tragödie“ sich bereits seit etlichen Jahren abzeichnet und warum die Verlässlichkeit der Partnerschaft zwischen Europa und den USA so relevant ist.

@ntvde 14.02.2025


Pistorius geht auf Konfrontationskurs mit Trump-Vize Vance

US-Vizepräsident J.D. Vance teilt in seiner Rede gegen die europäischen Staaten aus. Die Meinungsfreiheit sei eingeschränkt, behauptet der Republikaner. Verteidigungsminister Pistorius kontert – und zeigt Kanzlerreife.

@ntvde 14.02.2025


Frank Sauer über Vance in München

Mit der Rede von Pete Hegseth haben sich die USA gestern als primärer Sicherheitsgarant aus Europa verabschiedet. Ich habe mir die Rede sehr genau angeschaut. Man kann sie durchaus so lesen, dass damit perspektivisch auch die nukleare Teilhabe infrage gestellt wird.

Aus europäischer Sicht ist vor allem ärgerlich, wie kalt es uns erwischt. Zahllose Sicherheitsexpertinnen und -experten mahnen seit Jahren. Es war klar, dass wir mehr für unsere eigene Sicherheit tun müssen. Es war klar, dass Trump wieder gewählt werden könnte. Es ist klar, dass Trump auch bald ganz offiziell und endgültig die Axt an die Sicherheitsgarantien aus Artikel 5 des Nato-Vertrags legen könnte. Die Lage wird jeden Tag kritischer. Vor diesem Hintergrund sind insbesondere die realitätsfernen Diskussionen in Deutschland, man denke an den aktuellen Wahlkampf, nur noch mit kompletter Fassungslosigkeit zu betrachten.

@ntvde 14.02.2025

Trump – Putin – Ukraine

12.02.2025 X eigene Posts

„Experten und Geheimdienste sind sich einig, dass Russland ab 2029 in der Lage sein wird, einen Konflikt mit der NATO zu suchen“, sagt Marine Inspekteur Kaack. Er habe eine strategische Erweiterung „Kurs Marine 2035+“ initiiert. @ntvde 29 – 35 sind wir also ‚blank‘?
Deutschland und #Europa sollen schleunigst für ihre Wirtschaftspolitik und Handelsinteressen eine strategische Partnerschaft mit #China anstreben. Verträge nützlich.
Hegseth’s Positionen zur #Ukraine werden bei #Putin Entzücken hervorrufen…
Gespaltenes #Europa wird allenfalls die völlige Auflösung und Einnahme der #Ukraine verhindern können – bestenfalls.
Charkiw, Odessa und Dnipro werden in Moskau oftmals als Teil der
„russischen Welt“ betrachtet.
Es bleibt nur eine Rest-#Ukraine – wenn’s nach #Trump & #Putin geht.
Jetzt wird die #Ukraine von Trump auf der MAGA Bank des Populismus
geopfert. #Putin fast am Ziel.
Trump hat natürlich volles Verständnis für #Putin, dass er in seinem Glacis freies Schussfeld haben möchte und dort tun und lassen kann, was er will. #Ukraine
Und natürlich über die Köpfe der Europäer und Ukrainer hinweg.
Der deutsche Michel wird erst aufwachen, wenn wieder russische Panzer an die Oder kommen.
Gegen alle Anzeichen haben viele gehofft, mit #Trump werde es schon
nicht so schlimm werden. Es wird schlimmer – Für #Europa.
Wolfgang Ischinger @ischinger • 12 Std
Angesichts der strategisch bedeutsamen und z T gravierenden US-Aussagen zum Thema Ukraine rege ich dringend an, sich im dt Wahlkampf nicht mit Petitessen, sondern mit den für Europa existentiellen Fragen zu befassen und bei der @MunSecConf mit einer klaren EU Position aufzutreten
Ljudmyla Melnyk @LjudmylaMelnyk • 11 Std. •••
Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Das heutige Telefonat mit Putin oder die Tatsache, dass in Deutschland bei den Wahlen über Migration diskutiert wird, statt über die Gefahr, die von Russland als größte Herausforderung für uns alle in Europa ausgeht.
Roderich Kiesewetter @RKiesewetter • 12 Std. •••
Mit einem solchen Deal hätte die #Ukraine kaum mehr Aussicht auf uneingeschränkte Souveränität und freie Bündniswahl wegen des Versagens Europas und der unterlassenen Hilfeleistung Deutschlands. Fehlende deutsche Haltung und Abnicken irrer US-amerikanischer Machtpolitik würden.

13.02.2025 X eigene Posts

Wenn #Europa seine Unabhängigkeit und Interessen wahren will, wird man sich sofort einigen u sehr anstrengen müssen – und es wird teuer werden, sehr teuer.
Europa steht stillschweigend am Rand und schaut machtlos zu, wie zwei Rabauken sich über ’seine‘ Interessen hinweg zu ihren Gunsten verabreden.
Deutlicher kann #Selbstverzwergung kaum sein.
Zu befürchten ist, dass sich europäischen Regierungen hinter einander
verstecken, abwarten – und alles noch schlimmer werden lassen. #EU
„NATO-Mitgliedschaft der Ukraine – unrealistisch, Befreiung aller seit 2014 von Russland besetzten Gebiete – illusorisch, Absicherung der ukrainischen Grenze nach Kriegsende – nicht Sache der USA.“
Ohnmacht pur #Europa
Der US-Präsident habe in dem Gespräch dafür plädiert, „das Problem mit friedlichen Mitteln zu lösen“, teilte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow unter Bezug auf den Ukraine-Konflikt mit.
Das Problem heißt aber Russlands Angriff auf die #Ukraine. Wird bereits ignoriert. Ebenso wie Europa – machtpolitisch nicht existent.

[US Vizepräsident Vance hat einen Tag später auf der Münchner Sicherheitskonferenz #MSC diese Befürchtungen massiv verstärkt. USA sind nur noch eingeschränkt bereit, sich in und für Europa zu engagieren. NATO hin, NATO her, siehe oben.]

Amerikas Hexenjäger: Donald Trump erinnert an Joseph McCarthy

Dem „Westen“ versetzt er den Todesstoß, an seinen Gegnern übt er Rache: US-Präsident Trump verschärft das Klima in seinem Land und der Welt. Für Deutschland könnte das auch eine Chance sein. Malte Lehming

@tagesspiegel.de 12.02.2025


Migrationsdebatte in Deutschland

„Die Entmenschlichung ist hier besonders extrem“

„Die demokratischen Parteien können in diesem Wettbewerb um Emotionalisierung und Instrumentalisierung des Themas Zuwanderung nur verlieren“, fasste auch Rechtsextremismusforscher Matthias Quent die jüngste Debatte zusammen. „Sie tappen den Rechtsextremen sehenden Auges in die Falle“.

@ntvde 9.2.2025

USA – Wirklichkeit neben dem Super Bowl

„Hauptstadt des Mordes“ räumt Obdachlose und Schrecken weg. Abseits des Super-Bowl-Glitzers wird es rau, gewalttätig und unbarmherzig: New Orleans gilt schon lange als eine der gefährlichsten Städte der USA. Das NFL-Endspiel erleben viele nicht, weil das knallharte Louisiana die weltweit höchste Inhaftierungsrate hat.

@ntvde 8.2.2025


Warum die Politik sich nicht von Populisten treiben lassen darf.

„… zeigen leider auch, wie erfolgreich die Rechtsaußen die Demokraten vor sich hertreiben. Denn nach einer solchen Bluttat ist eigentlich Zusammenhalt gefragt. Durch das Geschrei der Populisten wird die Grenze des bürgerlichen Anstands jedoch immerfort gezielt überschritten. In der Folge gilt ein Politiker, der abwägt, schnell als Zauderer. Diese Dynamik führt in die Versuchung, sich ebenfalls mit grenzüberschreitenden Forderungen als jemand zu präsentieren, der das Heft des Handelns endlich in die Hand nimmt.

Und so diskutieren wir nach Aschaffenburg eben nicht über Zusammenhalt. Stattdessen wird das endlose Gezänk weitergeführt, das bei der Bevölkerung den Eindruck erweckt, die demokratische Politik könne keine Probleme lösen.

2011 ermordete ein Rechtsextremist in Norwegen 77 Menschen, viele davon waren Kinder. Der damalige Ministerpräsident Jens Stoltenberg reagierte mit einer bemerkenswerten Rede. Er forderte mehr Demokratie und mehr Menschlichkeit: „Terroristen versuchen, unsere offene Gesellschaft anzugreifen. Die beste Antwort darauf ist nicht Gewalt. Sondern Offenheit, Freiheit, Toleranz.“

Monika Willer Kolumne in Westfalenpost (Funke Medien) vom 29.01.2025

Deutschlands Interessen

Deutschland hat seine gesamtstaatlichen Interessen bislang nicht definieren müssen, weil wir immer davon ausgegangen sind, dass unsere grundlegenden Interessen weitgehend deckungsgleich mit denen der Amerikaner, Franzosen und Briten sind. Dann haben noch bestimmte Wirtschaftszweige ihren Senf dazugegeben. Auf die Vertretung dieser Interessen konnte sich die deutsche Politik dann konzentrieren. Daher gibt es bei uns keine Kultur, keinen nationalen Denkraum, keine Entscheidungsgremien, die ein nationales Interesse gegen gut lobbyierende Partikularinteressen definieren. Mit meinem Buch möchte ich genau das vorschlagen: dass wir eine Diskussion über unsere nationalen Interessen führen.

Ich sage sogar, dass Deutschland zu einem neuen Amerika werden kann und werden sollte, zur mächtigsten liberalen Demokratie der Welt. Natürlich sind die materiellen Ressourcen Deutschlands kleiner als die der USA. Allerdings hat Deutschland ein paar riesige Vorteile. Das ist einmal die Reformfähigkeit Deutschlands, weil bei uns der Kulturkampf erst in den Kinderschuhen steckt. Er nimmt zwar rasant an Fahrt auf bei uns, aber erst in den letzten zwei, drei Jahren – in meinen Augen ist das die größte Katastrophe.

Timo Lochocki  @ntv.de 26.01.2025

Abschiebungen – Fakten

Komplizierte Vorschriften

In den vergangenen drei Jahren hätten sich die Zurückweisungen an den Grenzen ohnehin von 12.000 auf 35.000 im Jahr nahezu verdreifacht. Deswegen herrsche in Deutschland auch keine Notlage: Die Asylantragszahlen seien im vergangenen Jahr stark gefallen, europaweit sei die irreguläre Migration um 40 Prozent zurückgegangen. Darum sei es schwierig, mit geltendem EU-Recht eine Erhöhung der Abschiebungen an den Grenzen zu begründen. Was Deutschland in Wahrheit brauche, sei eine Reduzierung und Vereinfachung der Vorschriften. Zudem verlangt Rietig: „Wenn wir Abschiebungen wirklich reformieren und das Vollzugsdefizit minimieren wollen, müssen wir eine Veränderung und eine Zentralisierung der Zuständigkeiten hinbekommen.“ Aktuell gibt es laut Rietig nur eine einzige Partei, die diesen Schritt fordert, und zwar die FDP. Warum sich die Union nicht dafür einsetzt, fragt Rietig.

@ntvde 24.01.2025

Staatsbürgerschaft auf Abruf, merkte Illner an. Daran konnte Spahn freilich nichts Negatives finden. -Nahe an „biodeutsch“. @faznet 24.01.2025

„Normalität“ rechter Parteien

„Normalität“ ist eine Kategorie, die weniger etwas mit konkreten Inhalten zu tun hat als mit einer vermeintlichen Unbefragtheit, einer Geltung sui generis. Normalität zu begründen würde die Normalität ihrer Normalität berauben. Und wenn man das den vermeintlich „Normalen“ vorhält, potenziert sich das Unbehagen.

Auf dieses Unbehagen zielt das postfaschistische Angebot in Italien, der Rassemblement National Frankreichs, die FPÖ in Österreich, die Partij voor de Vrijheid in den Niederlanden und auch die Rest-GOP in den Vereinigten Staaten – und in Deutschland die AfD. Ihnen mit programmatischer Kritik zu kommen, ihre Ziele zu kritisieren, mit Gründen, mit Argumenten oder Widerlegungen geht an der Sache vorbei. Diese Normalitätsagenten leben eben nicht von guten Gründen, sondern von einer Normalitätsunterstellung, die sich Gründen gründlich entzieht.

Wenn man die Attraktivität des Grundlosen nicht versteht, wird man keinen angemessenen Modus der Kommunikation mit diesen Akteuren und gegen diese Akteure finden. … am Ende zu vorläufigen Lösungen [zu] kommen, die den Mangel haben, dass sie nicht das versprechen können, was sehr viele Leute anscheinend gerade zu wollen meinen: ihre Ruhe und eine Normalität, die sie niemals finden werden.

Armin Nassehi @faznet 17.01.2025

Bolton USA über Lage der Ukraine

Was braucht die Ukraine in diesem Stadium des Krieges?
Wir haben zweieinhalb Jahre lang Unterstützung auf eine nicht-strategische Weise geleistet, weil die USA und die Nato insgesamt Angst vor einem größeren Krieg hatten. Die Ironie des Ganzen ist, dass wir es nicht geschafft haben, Putin von vornherein von einer Invasion abzuschrecken, aber er uns während des gesamten Krieges abgeschreckt hat, weil er mit einer Eskalation drohte. Doch ob konventionell oder nuklear: Die Drohungen waren die ganze Zeit über Bluffs.

Man hätte die Bedrohung nicht ernst nehmen sollen?
Ernst nehmen schon. Aber wo hat Putin die Armee versteckt, mit der er den Krieg ausweiten will? Und zur nuklearen Bedrohung: Jedes Mal, wenn sie ausgesprochen wurde, haben unsere Geheimdienstler vor dem Kongress öffentlich ausgesagt, dass sie nie eine Bewegung, eine Verlegung oder irgendetwas von russischen Raketentruppen oder irgendjemand anderem gesehen haben, der über Atomwaffen verfügt. Letztlich bedeutet das, dass auch die nuklearen Drohungen ein Bluff waren.

Aber wenn man die Bluffs als Realität akzeptiert, bekommen die Russen, was sie wollen, umsonst.

Tagesspiegel 12.01.2025

„Donald Trumps oberster Disruptor“

Distanzierung von Musk: Eine solche hat es von Trump nicht gegeben. Dennoch stellt sich die Frage, wie lange die wunderbare Freundschaft zwischen dem künftigen Präsidenten und Musk funktionieren kann. Fürs Erste steht Trump zu ihm. Als Musk sich kürzlich mit Teilen der nativistischen MAGA-Bewegung über die Sinnhaftigkeit von Visa für ausländische Fachkräfte stritt, erhielt er Rückendeckung aus Mar-a-Lago: Er habe als Immobilienunternehmer immer viele Inhaber dieses Visums beschäftigt, es sei ein großartiges Programm. Noch hat Trump nicht das Interesse an seinem neuen Spielzeug verloren. Noch hat er nicht begriffen, dass eigentlich er das Spielzeug ist.

FAZ.NET 11.01.2025


„Der Erde sind wir Menschen egal“

„Tatsächlich gibt es ein fundamentales Missverständnis darüber, wer von wem abhängig ist. Wir blicken derzeit zuerst auf die Wirtschaft. Wenn die Wirtschaft einigermaßen stabil ist, dann können wir uns – so die aktuelle Denke – auch ein bisschen Naturschutz leisten, den Käfer oder Feldhamster. Dabei müsste es umgekehrt sein. Wir können alle Wirtschaftsleistung, die wir als Menschen geschaffen haben, vergessen, wenn wir die Biodiversität und die Klimakrise nicht in den Griff bekommen. Dieses Verständnis ist aber nicht da. Und das ist fundamental für die Zukunft.“

Christoph Schenck FAZ.NET 04.01.2025 FAZ PLUS
zum Jahresbeginn mir aus der Seele gesprochen!


Januar 2024

Die SCHNIPSEL sind angewachsen. Sie begannen mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine 2020. Sie sind eine Art Zeitzeugnis. Ich stelle sie ins Archiv, das heißt sie sind weiterhin als PDF – Datei verfügbar.
Hier wird nun 2024 ein Schnitt gemacht. Beiträge zu den „Schnipseln“ werden fortgesetzt.

Zu den bisherigen SCHNIPSELN hier entlang!